0

Buchtipps - Romane

Washington 2019: Theo, ein Schwarzer Kunsthistoriker, findet beim Entrümpeln des Nachbarhauses ein Bild, das ihm keine Ruhe mehr lässt. Darauf ist ein Junge zu sehen, der ein stattliches Rennpferd am Zügel hält - offensichtlich ein Sklave. Seine Wege bei der Recherche kreuzen sich mit der Präparatorin Jess, die die Knochen eben dieses Pferdes untersucht. Geraldine Brooks erzählt gekonnt die parallelen Geschichten in der Gegenwart und in den Südstaaten vor dem Bürgerkrieg und zeigt den Rassismus der Gesellschaft damals wie heute.

Martin ist sechsundsiebzig Jahre alt, als ihn eine Diagnose aus der Bahn wirft. Er wird sterben, schon bald. An was wird der sechsjährige Sohn sich erinnern? Wie sollen sie als Familie und er ganz persönlich die letzten Wochen gestalten? Ein ernstes, weises und trotz aller Schwere mitreißendes Buch.

In den vierziger Jahren wächst in Ohio das Schwarze Mädchen Pecola unter schwierigen Bedingungen auf. Ihr größter Wunsch "sehr blaue Augen" wie Shirley Temple zu haben wird sich nicht erfüllen. Der eindringliche Debutroman der Nobelpreisträgerin handelt von Klassismus, Rassismus und Sexismus und ist gerade neu in einer modernen Übersetzung von Tanja Handels und mit einem Nachwort von Alice Haters erschienen.

Junpei, Sayoko und Takatsuki lernen sich als Studenten an der Universität kennen und sind unzertrennlich. Junpei verliebt sich in Sayoko, aber die heiratet Takatsuki. Die Freundschaft der Drei bleibt bestehen, auch als das Ehepaar eine Tochter bekommt. Eine schöne Novelle aus Japan, erneut illustriert von Kat Menschik und übersetzt von Ursula Gräfe.

Für den Kurator Peter Lindke läuft es alles andere als perfekt: seine Ehe steckt in der Krise, zu seinen beiden Kindern hat er wenig Zugang und jetzt wird er auch noch arbeitslos. Aber dafür lernt er endlich die Zugehfrau Dschemine kennen, der er wunderbar helfen kann. Vielleicht tut sich da ein neues Betätigungsfeld für ihn auf und die Lösung seiner Probleme? Ein ebenso ernster wie humorvoller Roman vom indisch-niederländischen Schriftsteller in der Übersetzung von Reiner Kersten.  

Die Norwegerin Signe ist eine alte Frau, die alleine in einem Haus am Fjord lebt. Auf der Bank sitzend und aufs Wasser blickend träumt sie sich zurück in die Vergangenheit, zu den Familienmitgliedern, die dieses Haus bewohnt haben und zu den Schicksalsschlägen, die dort erlebt wurden. Eine stimmungsvolle und verwirrende Novelle, als ein einziger Monolog geschrieben vom  Nobelpreisträger 2023 und übersetzt von Hinrich Schmidt-Henkel.

Ein neuer Kehlmann - wie immer ein literarischer Genuss: Diesmal geht es um den in Vergessenheit geratenen Regisseur G. W. Pabst, der nach einer Episode in den USA 1939 in das kurz danach angeschlossene Österreich zurückkehrt und fortan mit seinem Selbstverständnis als Filmemacher und dem Zwang, zwar keine Propaganda, aber doch Filme für das NS-Regime zu drehen, hadert. Ein intensiver Roman über den Zwiespalt zwischen künstlerischer Integrität und der Notwendigkeit, zu überleben.

"Hier ein Sommertag, dort ein Selbstmordversuch, ein wenig hiervon, ein wenig davon, viele bunte Farben, Laubbläser, Obsthändler, ein bisschen Kummer, ein bisschen Reklame."  Das sind die munter zusammengewürfelten und sicherlich unvollständigen Erlebnisse im Leben der über fünfzigjährigen Frieda, die sich nach einem Partner sehnt, aber zunächst auch mit einer klugen Streunerkatze vorlieb nimmt. Ein besinnlicher und heiterer Roman für gemütlche Lesemomente!

Der niederländische Autor, Buchhändler und Verleger ist schon in jungen Jahren viel umgezogen und so ist das beständigste Haus seiner Kindheit das der Großeltern in England. Viele Ferien und die glücklichstene Zeiten hat er dort, oft zusammen mit seinem Bruder, erlebt. Doch mit zunehmenden Alter stellt sich ihm die Frage, warum die jüdische Verwandschaft überhaupt in Großbritannien lebt und wie es dazu kam. Ein gefühlvolles, präzises und spannendes Buch über das Leben und Überleben jüdischer Menschen in Holland  während des Zweiten Weltkrieges. Übersetzung: Marlene Müler-Haas

Lucy ist Yogalehrerin in Berlin und ihr Leben liegt in Scherben. Kurzentschlossen bricht sie auf der Suche nach ihrer verschwundenen Mutter mit ihrem Althippie-Vater nach Indien auf, wo die Eltern einst zusammen mit den Beatles im Ashram des Gurus Maharishi lebten. Die Reise führt auch tief in die Familiengeschichte und verändert Lucys Leben komplett. Eine spannende Familiengeschichte vor ungewöhnlicher Kulisse, mit großartigen Protagonist:innen!