0

Buchtipps - Romane

Die junge Johanna van Gogh-Borger erbt Ende des 19. Jahrhunderts den Nachlass ihres damals noch unbekannten Schwagers Vincent. Sie wird sein bedeutendes Lebenswerk weltberühmt machen. Mehr als hundert Jahre später begeistert sich Gina als Studentin der Kunstgeschichte für dieses Thema und schreibt darüber ein Buch. Die leidenschaftlichen Leben der beiden interesssanten Frauen verbindet sich auf besondere Weise in diesem großartigen Roman.

Die junge Studentin Ellen aus Berlin bekommt einen Forschungsauftrag in Togo. In der ehemaligen deutschen Kolonie trifft sie auf verschiedene Arten von Rassismus in Geschichte und Gegenwart. Und auch in der eigenen Familie und bei sich selbst gibt es persönliche Erfahrungen zum Kolonialismus zu ergründen. Ein kritisches, literarisches und sensibles Buch einer talentierten Kulturwissenschaftlerin.

Zwölf bewegende Storys aus dem afroamerikanischen Milieu zur Zeit der Bürgerrechtsbewegung sind in dieser Anthologie einer damals jungen Schwarzen Literaturstudentin gesammelt. Es handelt sich um ganz private Geschichten, in denen unterschiedliche Menschen in ihrem Alltag mit viefältigen Formen von Rassismus konfrontiert werden und deren politische Bedeutung bis in die Gegenwart reicht. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Brigitte Jakobeit und Volker Oldenburg und mit einem Nachwort versehen von Zayari Jones.

Was für ein Buch - die Charaktere sind alle unsympathisch, eigentlich spielt die rassistische, menschenfeindliche Buchbranche der USA die Hauptrolle. June, weiße Autorin, stiehlt ihrer viel erfolgreicheren amerikanisch-chinesischen Kollegin und Freundin nach deren Tod ein fast fertiges Manuskript und wird Bestsellerautorin. Sie gibt sich einen asiatisch klingenden Künstlerinnennamen, verteidigt das ganze Buch hindurch ihr Handeln und sieht ihre eigenen Rassismen nicht. Großartig!

Es ist das Jahr 2021: Venedig wurde von einem gigantischen Hochwasser erfasst und existiert nicht mehr. Diese große Katastrophe hat sich seit Langem abgezeichnet und auch in der Familie Malegatti manifestiert: Vater Guido ist Mitglied des Wirtschaftsrates und vertritt die kapitalistische Postition, sein Frau Maria Alba möchet einfach nur die Schönheit ihrer Heimatstadt erhalten und die Tochter Léa ist die kämpferische Klimaaktivistin. Ein aktueller und spannender Roman aus dem Französischen übersetzt von Kirsten Gleinig.

Estela ist Hausmädchen bei einer reichen chilenischen Familie, nun ist die einzige Tochter tot. Estala wird vernommen und erzählt ihr Leben zwischen Küche und Bügelbrett als einziger Bezugsperson der einsamen Tochter, der sie doch nie wirklich nah sein kann. Sehr eindringlich berichtet die Autorin von unmenschlichen Verhältnissen hinter einer bürgerlichen Fassade.

Spannend wie ein Thriller, aber doch ein Roman: In einem Countdown zu einer Hinrichtung erhalten wir aus verschiedenen Perspektiven einen umfassenden Einblick in sowohl das Leben des Mörders und ihm nahestehender Personen als von auch Menschen, deren Leben er nur kurz gestreift hat. Immer wird auch deutlich, dass man nur Fragmente der Seele erhaschen kann. Trotzdem bekommt der Leser fast einen Hauch von Mitgefühl, das sich aber im gleichen Moment wieder verflüchtigt.

Genaugenommen gibt es in diesem Buch zwei Söhne und drei Friseure: Jan, der elegante Großvater, lebt im Ruhestand. Sein Sohn Cornelis gilt nach einem spektakulären Flugzeigabsturz auf Teneriffa als verschollen. Der Enkel Simon hat den Friseursalon "Chez Jean" geerbt und führt ein komfortables und ruhiges Leben. Doch zwei Dinge beschäftigen ihn neuerdings: zum einen möchte er mehr über seinen Vater erfahren und zum anderen hat er sich ausgerechnet in einen jugendlichen Schützling seines Schwimmkurses verliebt.

Wer in die ummauerte Stadt aus Murakamis neuem Roman gelangen möchte, muss vor dem Betreten seinen Schatten beim strengen Torwächter abgeben. Doch kann man diese Stadt, in der die Zeit still zu stehen scheint und Einhörner ein rätselhaftes Dasein führen, auch wieder verlassen? Beim Lesen dieser außergewöhnlichen Geschichte, lädt Murakami uns wieder einmal dazu ein, mit offenen Augen zu träumen. Nicht nur für Fans ein fesselnder Lese-Genuss.

Endlich ein Wiedersehen mit Lucy und William: Das Paar war viele Jahre verheiratet und ebenso lange sind sie auch schon getrennt. Trotz neuer Ehen haben sie sich nie aus den Augen verloren und waren immer eng verbunden. Nun leben beide wieder alleine und William rettet Lucy aus der bevorstehenden Pandemie in New York natürlich an die Küste Maines. Die hoch dekorierte Schriftstellerin beweist wieder einmal ihre menschliche Beobachtungsgabe und literarische Umsetzung. Der schöne Titel wurde von Sabine Roth aus dem amerikanischen Englisch übersetzt.