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Buchtipps - Romane

Surie Eckstein lebt in Williamsburg, in der Nachbarschaft und in der Umwelt, in der auch Deborah Feldman aus "Unorthodox" lebte. Nur: Surie ist 57. Und schwanger mit Zwillingen. Ihr Jüngster ist schon fast erwachsen und der erste Urenkel auf dem Weg. Wie soll sie das ihrem Mann erzählen? Ihrer Familie? Und wie soll das werden? In der Hebamme findet sie eine Vertraute - und dank ihr eine Aushilfsstelle im Krankenhaus, in dem nicht nur die orthodoxen Frauen entbinden. Eine feine, leise Emanzipationsgeschichte - aber nichts für Zartbesaitete.

Im ersten Teil der Kopenhagen-Trilogie nimmt Tove Ditlevsen uns mit in die beschwerliche Zeit ihrer Kindheit. Als außergewöhnlich nachdenkliches Kind, das in ihrer Freizeit heimlich Gedichte schreibt, kann sie in keiner Weise dem Idealbild entsprechen, das sich ihre Eltern für ein Mädchen in den 1920er Jahren vorstellen. Durch ihre ehrliche, unverblümte Sprache fühlt man als Leser:in eine starke Verbundenheit zu ihr und möchte unbedingt erfahren, wie es in 'Jugend' und 'Abhängigkeit' weitergeht!

Das ist für den jugendlichen Frieder der Sommer in dem er für seine Nachprüfungen lernen muß, während die Familie in die Ferien fährt. Er selbst kommt bei seinem strengen Großvater und der lieben Nana unter. Es ist aber auch der Sommer der ersten Liebe, der großen Freundschaften, der harten Schicksalsschläge. Vom Autor der "Alten Sorten" gewohnt gut erzählt, witzig und traurig zugleich.

In Langeoog ankommen ist wie nach Hause kommen - ich war schon so oft dort: zuerst mit meinen Eltern, meiner Oma, allein, dann mit meinen Kindern. Regula Venske spricht mir mit ihrem neuen wunderschönen Insel-Band aus dem @mareverlag aus dem Herzen. Sie erzählt von den Reisen ihrer Kindheit, vom alten Langeoog mit seiner Geschichte und seinen Geschichten und macht die Insel zum Mittelpunkt eines Netzes aus Erinnerungen.

"Im Sommer 1969, ein paar Wochen nach der ersten bemannten Mondlandung, nahm sich meine Mutter das Leben." Der jugendliche Tobias wächst auf mit seinen konservativen Eltern in einem vorortlichen Einfamilienhaus. Etwas Schwung in dieses Leben bringen die neuen Nachbarn, die fortschrittlich und politisch engagierten Interlektuellen und ihre Tochter Rosa. Trotz der Unterschiedlichkeiten befreunden sich die Familien, aber natürlich kann das nicht gut gehen. Sehr authentisch und mit viel Witz, aber auch Tragik wurde hier der einmalige Zeitgeist eingefangen.  

Der neue Murakami ist endlich da - diesmal wieder ein Band mit Erzählungen. Gewohnt virtuos erzählt der japansiche Autor mit Leichtigkeit und Melancholie von fiktiven Jazzplatten, Gedächtnisaussetzern und einem sprechenden Affen. "Ein Kreis, der viele oder mitunter unzählige Mittelpunkte und keine Begrenzungen hat. Kannst du dir einen solchen Kreis vorstellen?", sagte der Alte.

Als Jugendliche hat Ellen mit ihrer Mutter für kurze Zeit auf der Hallig gelebt - jetzt kehrt sie zurück auf der Suche nach der heilen Welt ihrer Erinnerung. Sie hat sich immer mit der Natur der Hallig beschäftigt, ist jedoch den Bewohner:innen der kleinen Welt  im Meer und ihrem Leben fremd geworden. Besonders mit Liske, die beinahe ihre Schwester geworden wäre, gibt es Konflikte. Denn die hat sich immer nach Ellens weiter Welt gesehnt ... Berührend und spannend erzählt!

Adam war schon immer besonders: ihm sind menschliche Beziehungen fremd, dafür mag er die Zahl sieben und die Klarheit und Logik der Computer. Als er 13 Jahre alt ist, verschwindet sein Vater, seine Mutter zieht sich ganz in ihre Trauer zurück. Erst als Adam längst erwachsen und Professor ist, findet er in einem Buch Hinweise darauf, dass sein Vater noch lebt. Eine verrückte Reise quer durch Europa beginnt. Liebevoll, sprachgewaltig und voller Respekt erzählt Anja Baumheier Adams Geschichte.

1679: Angus ist acht Jahre alt, lebt auf St. Helena im Südatlantik und will unbedingt Wissenschaftler werden, seit der große Forscher Edmund Halley die Insel besucht hat. Er bekommt seine Chance und reist in geheimer Mission nach England, auf der Suche nach seinem Vorbild. Ein sprachlich wunderbarer Roman über Neugier und Forscherdrang und eine ungewöhnliche Freundschaft.

Tom und Ally sind frisch verheiratet, als Tom nach Japan reist, um dort Leuchttürme zu bauen, seine Frau setzt sich als eine der ersten Ärztinnen im viktorianischen England durch. Abwechselnd wird vom Leben der beiden erzählt, in Kulturen, die kaum unterschiedlicher sein könnten - die Geschichte einer Trennung und einer schwierigen Zeit. Eine feine, bildreiche Sprache macht das Lesevergnügen perfekt.