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Buchtipps - Romane

Wieder ein schöner historischer Roman aus der Feder der vielseitigen niederländischen Autorin Simone van der Vlugt und erneut spielt die Handlung im Künstlermileu zur Blütezeit Amsterdams. Geertje van Direx, junge Witwe aus Nordholland kommt als Kinderfrau ins Haus Rembrandt van Rijns. Als dessen Frau Saskia stirbt, wird sie rasch seine Geliebte, aber auch später durch eine andere Haushaltshilfe abgelöst. Für alle Leserinnen, denen "Das Mädchen mit dem Perlenohrring", "Tulpengold" und "Nachtblau" gefiel: Sie werden auch dieses authentische und atmosphärische Buch lieben!

Eine Abenteurerzählung wie man sie heute kaum noch findet und so datiert die Originalausgabe auch aus dem Jahre 1941 und wurde jetzt vom schweizerischen Unionsverlag übersetzt und herausgegeben. Der jugendliche chilenische Alejandro schmuggelt sich an Bord des Segelschulschiff Barquedano und das auf dessen letzter Seereise. Die spannenden Geschichten um Schiffahrt, Naturerlebnisse und Menschlichkeit bieten ein einmalig seltenes Lesevergnügen.

Zwei Schwestern: die Ältere ist Lone, eine selbständige Hebamme, die in ihrem Beruf und selbstbestimmten Leben aufgeht, die absolute Bauchfrau. Die jüngere Iulia ist genau das Gegenteil: ihr Leben als Ehefrau, Mutter, Bankkauffrau ist durchorganisiert. Nun verunglückt Lone, liegt im Koma und ihre Schwester kümmert sich um ihr Haus, ihre Patientinnen und bekommt so neue Einblicke in die Welt ihrer Schwester, die so anders und vielleicht auch besser ist als ihre eigene. Gute Psychogramme zweier Frauen und ihre unterschiedlichen Lebensentwürfe, spannend angelegt und klar geschrieben.

Surie Eckstein lebt in Williamsburg, in der Nachbarschaft und in der Umwelt, in der auch Deborah Feldman aus "Unorthodox" lebte. Nur: Surie ist 57. Und schwanger mit Zwillingen. Ihr Jüngster ist schon fast erwachsen und der erste Urenkel auf dem Weg. Wie soll sie das ihrem Mann erzählen? Ihrer Familie? Und wie soll das werden? In der Hebamme findet sie eine Vertraute - und dank ihr eine Aushilfsstelle im Krankenhaus, in dem nicht nur die orthodoxen Frauen entbinden. Eine feine, leise Emanzipationsgeschichte - aber nichts für Zartbesaitete.

Im ersten Teil der Kopenhagen-Trilogie nimmt Tove Ditlevsen uns mit in die beschwerliche Zeit ihrer Kindheit. Als außergewöhnlich nachdenkliches Kind, das in ihrer Freizeit heimlich Gedichte schreibt, kann sie in keiner Weise dem Idealbild entsprechen, das sich ihre Eltern für ein Mädchen in den 1920er Jahren vorstellen. Durch ihre ehrliche, unverblümte Sprache fühlt man als Leser:in eine starke Verbundenheit zu ihr und möchte unbedingt erfahren, wie es in 'Jugend' und 'Abhängigkeit' weitergeht!

Das ist für den jugendlichen Frieder der Sommer in dem er für seine Nachprüfungen lernen muß, während die Familie in die Ferien fährt. Er selbst kommt bei seinem strengen Großvater und der lieben Nana unter. Es ist aber auch der Sommer der ersten Liebe, der großen Freundschaften, der harten Schicksalsschläge. Vom Autor der "Alten Sorten" gewohnt gut erzählt, witzig und traurig zugleich.

In Langeoog ankommen ist wie nach Hause kommen - ich war schon so oft dort: zuerst mit meinen Eltern, meiner Oma, allein, dann mit meinen Kindern. Regula Venske spricht mir mit ihrem neuen wunderschönen Insel-Band aus dem @mareverlag aus dem Herzen. Sie erzählt von den Reisen ihrer Kindheit, vom alten Langeoog mit seiner Geschichte und seinen Geschichten und macht die Insel zum Mittelpunkt eines Netzes aus Erinnerungen.

"Im Sommer 1969, ein paar Wochen nach der ersten bemannten Mondlandung, nahm sich meine Mutter das Leben." Der jugendliche Tobias wächst auf mit seinen konservativen Eltern in einem vorortlichen Einfamilienhaus. Etwas Schwung in dieses Leben bringen die neuen Nachbarn, die fortschrittlich und politisch engagierten Interlektuellen und ihre Tochter Rosa. Trotz der Unterschiedlichkeiten befreunden sich die Familien, aber natürlich kann das nicht gut gehen. Sehr authentisch und mit viel Witz, aber auch Tragik wurde hier der einmalige Zeitgeist eingefangen.  

Der neue Murakami ist endlich da - diesmal wieder ein Band mit Erzählungen. Gewohnt virtuos erzählt der japansiche Autor mit Leichtigkeit und Melancholie von fiktiven Jazzplatten, Gedächtnisaussetzern und einem sprechenden Affen. "Ein Kreis, der viele oder mitunter unzählige Mittelpunkte und keine Begrenzungen hat. Kannst du dir einen solchen Kreis vorstellen?", sagte der Alte.

Als Jugendliche hat Ellen mit ihrer Mutter für kurze Zeit auf der Hallig gelebt - jetzt kehrt sie zurück auf der Suche nach der heilen Welt ihrer Erinnerung. Sie hat sich immer mit der Natur der Hallig beschäftigt, ist jedoch den Bewohner:innen der kleinen Welt  im Meer und ihrem Leben fremd geworden. Besonders mit Liske, die beinahe ihre Schwester geworden wäre, gibt es Konflikte. Denn die hat sich immer nach Ellens weiter Welt gesehnt ... Berührend und spannend erzählt!