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Bibel und Trans - geht das ?

Transidentität und Intersexualität in der Heiligen Schrift

Erschienen am 15.06.2020, 1. Auflage 2020
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783955441401
Sprache: Deutsch
Umfang: 120 S.
Format (T/L/B): 0.8 x 19 x 12.8 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Transmenschen wird häufig vonseiten der Kirchen Skepsis, Voreingenommenheit und Ablehnung entgegengebracht. Dabei wird die Ablehnung regelmäßig auch biblisch begründet, nämlich dass Gott den Menschen als Mann oder Frau erschaffen und der Mensch deshalb das ihm von Gott zugewiesene biologische Geschlecht anzunehmen habe. Durch die Ablehnung des ihm zugewiesenen biologischen Geschlechts würde sich der Transmensch an Gott und seiner Schöpfung versündigen. Ob dem tatsächlich so ist, versucht Helen Marie Schrader zu ergründen, indem sie eine Anzahl einschlägiger Bibelstellen theologisch und historisch-kritisch untersucht. Dabei lässt sie verschiedene Positionen zu Wort kommen und enthält sich einer abschließenden moralischen Bewertung. Am Ende kann sich der Leser anhand vieler interessanter Beispiele und Informationen ein eigenes Bild machen.

Leseprobe

Transidentität und Intersexualität im Judentum der Antike Die Geschlechtsbestimmung der Neugeborenen war schon im antiken Judentum von eminenter Bedeutung, denn es musste ja geklärt sein, ob ein Neugeborenes als Junge beschnitten werden musste oder als Mädchen eben nicht. Natürlich wurden auch schon damals intersexuelle Kinder geboren, und die Rabbiner gingen dabei pragmatisch vor. Sie unterschieden nach dem Talmud und nach der Mischna dem Augenschein nach die Neugeborenen in fünf Kategorien. Die Kategorien waren: 1. männlich und weiblich, 2. Eunuchen von Geburt an, 3. Aylonith (Person mit unterentwickelten Genitalien, welche aber mehr weiblich als männlich erscheinen), 4. Androgynos (zu gleichen Anteilen männlich und weiblich) und 5. Tumtum (Geschlecht ist unklar, mit der Hoffnung, dass dieses sich über die Zeit herausstellen würde). In diesen kulturellen jüdischen Vorstellungen ist Jesus aufgewachsen. Ihm dürften die diesbezüglichen Denkweisen und diese Kategorisierung der Juden und Rabbiner vertraut gewesen sein, denn er wurde ja auch selbst als Rabbi angesehen, weil seine Schriftkenntnisse ihn bei seinen Mitmenschen als solchen auswiesen. Der Jude Jesus und die nicht-normkonformen Menschen Die Juden lebten in einem Kontext, in dem die rituelle Reinheit das höchste Gut war. Diese Reinheit erstrebte man durch Einhaltung von Geboten. Viele Menschen waren aber nicht in der Lage, die Reinheitsgebote einzuhalten, zum Beispiel, wenn sie unter bestimmten Krankheiten oder Behinderungen bzw. Missbildungen litten oder bestimmte Berufe ausübten. Diese Menschen waren nach gängigem jüdischen Verständnis aus der Heilsgemeinschaft des Gottesvolkes von vornherein ausgeschlossen. So heißt es im Buch Deuteronomium: In die Versammlung des HERRN darf keiner kommen, dessen Hoden zerquetscht sind oder dessen Glied verstümmelt ist. In die Versammlung des HERRN darf kein Bastard kommen. (Dtm 23,2-3) Auch Frauen wurden durch Geburten und Menstruation über weite Zeiträume als unrein angesehen. Diese rituell unreinen Menschen waren aber diejenigen, die Jesus in die Heilsgemeinschaft wieder hereinholen wollte, weshalb er das jüdische Gesetz entsprechend menschenfreundlich interpretierte. In diesem Sinne sagt Jesus zum Beispiel: "Gott hat den Sabbat für den Menschen geschaffen, nicht den Menschen für den Sabbat." (Mk 2,27) Es soll also niemand aus der Versammlung des HERRN ausgeschlossen werden. Der Mensch ist nicht dafür geschaffen, das Gesetz zu erfüllen, sondern das Gesetz ist seinerseits geschaffen, um den Menschen ein respektvolles und menschenwürdiges Miteinander zu ermöglichen. Dabei bezieht Jesus alle Menschen mit ein. Er befindet sich also vollkommen auf dem Boden der jüdischen Tradition, interpretiert das Gesetz aber entgegengesetzt, nämlich nicht rigoros, sondern menschenfreundlich. Das Judentum im Kontext der Antike Das Judentum der Antike stand in Auseinandersetzung und Wechselwirkung mit der griechischen Kultur, die es umgab. Diese Kultur wird Hellenismus genannt. Juden lebten auch in der Diaspora, d. h. sie bildeten überall im Römischen Reich eine ernstzunehmende religiöse und kulturelle Minderheit. "Die Mehrheit der Juden lebte nicht im Mutterland Israel, sondern in der Diaspora (= Zerstreuung) im römischen Reich und in Babylonien. Man schätzt, dass im Land Israel etwa 1 Million Juden lebten, im ganzen römischen Reich 4-6 Millionen. Das entspricht etwa einem Zehntel der Einwohner des Reichs." Oft hatten die Juden in der Diaspora Griechisch als ihre Muttersprache und konnten nicht einmal Hebräisch. "Die Bedeutung des Diasporajudentums für das entstehende Christentum ist kaum zu überschätzen. Sie liegt einerseits darin, dass die griechisch-sprachigen Juden ihre eigene griechische Bibel hatten, nämlich eine frühe Fassung der in Alexandria seit dem 3. Jh. v. Chr. entstandenen sog. ,Septuaginta'." Darüber hinaus adaptierten große Teile der Juden mehr oder weniger die griechische Kultur und harmonisierten sie mit dem

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