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Semilasso in Afrika

Eine Reise durch Nordafrika im Jahr 1835

Erschienen am 11.07.2013, 1. Auflage 2013
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783941924031
Sprache: Deutsch
Umfang: 736 S., 12 Illustr., 2 Karten, 10 Abb., mit allen
Format (T/L/B): 4.5 x 21 x 14.5 cm
Einband: Leinen

Beschreibung

Der Landbesitz des Fürsten Hermann von Pückler-Muskau (* 30. Oktober 1785; gestorben 4. Februar 1871) in Muskau an der Neiße dürfte einer der größten Preußens gewesen sein. Allerdings hatte die aufwendige Einrichtung der Parkanlagen seit 1815 den größten Teil des Familienvermögens aufgezehrt. Im Bemühen den Besitz zu retten, ließ Pückler sich 1826 pro forma von seiner Frau scheiden und reiste nach England, um sich eine neue, möglichst reiche Ehefrau zu suchen. -- Eine solche fand er zwar nicht, doch die tatkräftige Lucie von Pückler redigierte die Briefe, die er ihr auf der Reise geschrieben hatte, fügte sie zu einem Buch zusammen und initiierte damit seinen ersten Erfolg als Schriftsteller. Diese Art des Geldverdienens gefiel dem Fürsten ungemein, und so begann er im Mai 1834 seine Grand Tour, die ihn über Karlsbad und Paris, Bordeaux, Toulon und Algier bis nach Tunis, weiter über Malta und die Peloponnes nach Athen, ferner nach Ägypten und in den Sudan und schließlich über Israel, Syrien, Zypern und die Türkei erst 1840 wieder nach Hause führte. -- Mit der hier neu herausgegebenen Beschreibung seiner Abenteuer in Nordafrika im Jahr 1835 beginnt die Expedition des Semilasso (lat., 'der Halbmüde') rund um das Mittelmeer. Der Fürst referiert die politischen Hintergründe der französischen Besetzung Algeriens, berichtet aus den Hurenvierteln Algiers und gibt die abenteuerlichen (und historisch verbürgten) Lebensgeschichten seiner neuen Freunde und Bekannten wieder. Er speist mit muslimischen Potentaten, wühlt sich auf bewährt nonchalante Art durch die Ruinen in Tunesien und kratzt sich die Flohstiche, die er sich in den Kamelhaarzelten der nomadisierenden Berber zugezogen hat. -- Durch seine Herkunft standen dem Fürsten Türen offen, die kaum ein anderer Reisender ungestraft durchschreiten konnte. So kann er uns vom Hofe des Dey in Algier berichten und erlebt die Aufregungen beim Tod des alten und der Einsetzung des neuen Bey von Tunis. Während er in Algerien mit Offizieren der französischen Besatzungsarmee einen Streifzug in das gefährliche Landesinnere macht, verhandelt ein guter Freund mit dem aufständischen Berberführer Abd el-Kader in Muaskar. Über seine Gewährsleute erhalten wir auch Einblicke in einen Harem oder die (den Christen verbotene) Große Moschee in der heiligen Stadt Kairouan. Ebenso fachkundig wie die politische Situation beschreibt Pückler die historischen Zusammenhänge und bereitet die vieltausendjährige Besiedlungsgeschichte Nordafrikas und des Mittelmeerraumes für uns auf. -- Der vorliegende Band enthält auf 736 Seiten den vollständigen Umfang der bisher einzigen Ausgabe von 1836 (bestehend aus fünf Textbänden und einem Tafelband mit Lithographien), mit allen Abbildungen, einem ausführlichen Register sowie zahlreichen Erläuterungen der historischen Hintergründe und Kurzbiographien der vom Autor erwähnten Personen.

Autorenportrait

Der Landbesitz des Fürsten Hermann von Pückler-Muskau (30. Oktober 1785 - 4. Februar 1871) in Muskau an der Neiße dürfte einer der größten Preußens gewesen sein. Allerdings hatten die aufwendige Einrichtung der Parkanlagen und Pücklers Hingabe zur Extravaganz seit 1815 den größten Teil des Familienvermögens aufgezehrt. Im Bemühen, das Schloss und den Park zu retten, ließ sich der Fürst 1826 pro forma von seiner Frau Lucie scheiden und reiste nach England, um sich eine neue, und zwar eine sehr reiche, Ehefrau zu suchen. -- Eine solche fand er zwar nicht, doch die tatkräftige Lucie von Pückler redigierte die Briefe, die er ihr aus England und Irland geschrieben hatte, stellte sie zu einem Buch zusammen und initiierte damit seinen ersten Erfolg als Schriftsteller. Diese Art des Geldverdienens behagte dem Fürsten ungemein, und so begann er im Mai 1834 seine "Grand Tour", die ihn über Frankreich nach Algerien und Tunesien, weiter über Malta und Griechenland nach Ägypten und in den Sudan und schließlich über Israel, Syrien und die Türkei wieder nach Hause führte. In sechs Büchern mit insgesamt 17 Bänden veröffentlichte Pückler die aufgezeichneten Erlebnisse seiner Fahrt und erzielte einen großen schriftstellerischen Erfolg. -- Doch das Geld floss schneller dahin, als es durch die Buchverkäufe wieder hereinkam, und 1845 mussten die Pücklers ihren Besitz verkaufen, der als Fürst-Pückler-Park Bad Muskau heute zum Weltkulturerbe zählt. Nach der Tilgung der größten Schulden konnte er noch sein Erbschloss Branitz (bei Cottbus) umbauen -- und mit der Anlage eines neuen Parks beginnen. -- Den ersten Abschnitt seiner Reise (von Bad Muskau bis Toulon) beschreibt der 2017 erschienene Band 'Vorletzter Weltgang' (ISBN 9783941924062). Mit der hier vorliegenden Beschreibung seiner Abenteuer in Nordafrika im Jahr 1835 beginnt dann die Expedition des Semilasso (lat., 'der Halbmüde') rund um das Mittelmeer. Durch seine adlige Herkunft standen dem Fürsten Türen offen, die kaum ein anderer Reisender ungestraft durchschreiten konnte. So kann er uns vom Hofe des Dey in Algier berichten und erlebt die Aufregungen beim Hinscheiden des Bey von Tunis. Während er in Algerien mit Offizieren der französischen Besatzungsarmee einen Streifzug in das gefährliche Landesinnere macht, verhandelt ein guter Freund mit dem aufständischen Berberführer Abd el-Kader in Muaskar. Über seine Gewährsleute erhalten wir Einblicke in einen Harem oder die Große Moschee in der heiligen Stadt Kairouan. Ebenso fachkundig wie die politische Situation bereitet der große, ironische Stilist die vieltausendjährige Besiedlungsgeschichte Nordafrikas für uns auf. -- Fürst Pückler war beileibe kein Revolutionär, aber durch seinen wachen, gewitzten Geist, seine adlige Herkunft, seine respektlose Humanität und seine enge Freundschaft mit einflussreichen Kulturschaffenden und Politikern war er eine wichtige Figur des Vormärz, der Jahre vor der deutschen Märzrevolution von 1848. Der Zeitgenosse und geschätzte Gesprächspartner von Goethe und Humboldt stand in ständigem Kontakt mit den führenden Gestalten Europas, überliefert ist zum Beispiel, dass er während der Brautschau in London innerhalb von acht Monaten 1400 Visiten verrichtete - ein Pensum, das uns seine soziale Kompetenz erahnen lässt. -- Politisch fortschrittlich, sozial oder gar aufklärerisch wirkte er nicht aus Absicht, sondern im unbedachten, selbstverständlichen Nebenbei. Das durch die Kriege verheerte Muskau lebte zum großen Teil von der Anlage des Parkes, und sein Kommentar zu der Behandlung der irischen Landbevölkerung durch den englischen Adel ist deutlich. Der Philosemit und preußische Patriot starb 1871 im Alter von 85 Jahren - kurz nachdem er sich noch für eine Teilnahme am Krieg gegen Frankreich gemeldet hatte. Er wurde in der vorbereiteten künstlichen Pyramide im See des Schlossparks von Branitz beigesetzt.