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Der Tote im Fleet

Ein historischer Kriminalroman - Hamburger Abendblatt krimibibliothek 4

Erschienen am 05.09.2010
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783939716846
Sprache: Deutsch
Umfang: 260 S.
Format (T/L/B): 2.4 x 21 x 13 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Ein kalter Wind bläst Commissarius Hendrik Bischop ins Gesicht, als er zum Tatort nahe der Trostbrücke gerufen wird. Man schreibt das Jahr 1847, fünf Jahre ist es gerade her, dass der Große Brand die alten Fachwerkhäuser an den Fleeten vernichtet hat. Bischop eilt vorbei an den verkohlten Häusergerippen, die einst der Stolz des hanseatischen Bürgertums waren. Für den Mann, der aus dem Fleet gezogen wird, spielt Stolz keine Rolle mehr. Zwei Ziegelsteine in seinen Taschen sind offenbar Indiz dafür, dass der Tote nicht mehr aus dem Schlick herauskommen sollte. Wer der Tote ist, bleibt unklar. Ein wenig Geld hat er bei sich, ein Messer, mehr nicht. Aber er trägt vornehme Kleidung, er ist also kein Vagabund wie die beiden Toten, die vor ihm in derselben Woche sterben mussten. Die Steine, die er bei sich trägt, sind keine gewöhnlichen Ziegelsteine, sondern von einer Beschaffenheit, wie sie bislang in Hamburg nicht bekannt ist. Doch ebendiese Steine führen Commissarius Bischop mitten hinein in einen Fall, der von politischen Machenschaften erzählt - in einer Zeit, in der am -neuen Hamburg- gebaut wird.

Leseprobe

Historische Kriminalromane stehen seit langen Jahren ganz weit oben auf der Popularitätsskala der Leserschaft . Was sie so beliebt macht, ist vermutlich eine Sehnsucht, die vielen, wenn nicht gar den meisten Menschen innewohnt. Das Eintauchen in eine fremde und alte Welt, die von einer romantischen Patina ummantelt ist, scheint ein Bedürfnis nach Geborgenheit, nach Heimeligkeit zu befriedigen - es ist eine verklärende Sicht auf jene längst vergangene Zeit, ob es nun die Ära der römischen Kaiser, das dunkle Mittelalter oder die Welt im Zeitalter der beginnenden Aufklärung ist. Was weit weg ist, bietet Raum für Imaginationen. Und da wird es spannend: Denn historische Kriminalromane, wenn sie denn gut sind, wirken der Verklärung erzählerisch entgegen und sind im besten Fall aufklärerisch. Sie zeigen nicht nur das romantisierende Bild jener überwundenen Welten, die Bausteine unserer heutigen Welt sind, sondern erzählen in dramatisierter Form von dem, was eben nicht glänzte in alten Zeiten. Vielleicht ist das das Geheimnis ihres Erfolges: Sie stillen den Durst der Leser gleich doppelt, die Sehnsucht nach einer wie auch immer gearteten geheimnisvollen Vergangenheit und die Lust am Nervenkitzel. Denn Gier, Neid, Lust, Intrige und Rache wohnten schon immer dem Menschen inne. Im Hamburg des Jahres 1847 ist das nicht anders. Hier lässt der Kunst- und Bauhistoriker Boris Meyn sein im Jahr 2000 erschienenes Krimidebüt Â"Der Tote im FleetÂ" spielen. Für Meyn war es der Auftakt zu einer erfolgreichen Reihe um seinen Commissarius Sören Bischop, dem mit Â"Der eiserne WalÂ", Â"Die rote StadtÂ", Â"Der blaue TodÂ" und Â"Die SchattenflotteÂ" weitere Kriminalromane folgen sollten. Meyn liefert in seinem Debüt bestechende Einblicke in das Hamburg fünf Jahre nach dem Brand von 1842, bei dem große Teile der Innenstadt den Flammen zum Opfer fi elen. Kein Wunder, dass Meyn, der Kunsthistoriker, sich vor allem dem Architekturstreit jener Jahre widmet: Soll das neue Hamburg eine Stadt des Backsteins werden oder sollen helle, italienisch inspirierte Fassaden das Stadtbild dominieren? Fragen, mit denen Bischop konfrontiert wird, nachdem eine männliche Leiche aus einem Fleet nahe der Trostbrücke gezogen wurde. Der Tote nämlich, so stellt sich bald heraus, war Besitzer einer großen Ziegelei nahe Husum, die sich auf die Produktion von Backstein spezialisiert hatte. Je tiefer Bischop in den Fall dringt, desto klarer wird ihm, dass seine Recherchen mit den ökonomischen Interessen der oberen hanseatischen Gesellschaft zu kollidieren drohen. Denn das Hamburg jener Jahre wollte und sollte expandieren - ein frühes Modell Â"wachsende StadtÂ". Eine wesentliche Rolle spielen dabei auch die noch unbesiedelten Gebiete jenseits der Stadttore, die Uhlenhorst etwa oder Hammerbrook. Und die Architekten Alexis de Chauteauneuf und Theodor Bülau. Boris Meyn entwirft in Â"Der Tote im FleetÂ" ein so farbiges wie facettenreiches Bild einer Stadt im Umbruch - wirtschaftlich, sozial, politisch. Und auch die Sehnsucht kommt nicht zu kurz. Sie begegnet Bischop in Gestalt der so attraktiven wie emanzipierten jungen Frau Clara. Rosarot ist da allerdings auch nicht alles.

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