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Inseln für die Seele

Die Mystik der Labyrinthe

Erschienen am 19.04.2010, 1. Auflage 2010
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783579070162
Sprache: Deutsch
Umfang: 60 S., Durchgehend vierfarbig bebildert
Format (T/L/B): 1 x 22.5 x 19.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Das Geheimnis uralter Weisheit wiederentdecken Aufbruch ins Unbekannte: eine Anregung zur LabyrinthMeditation Der Weg ist das Ziel meditatives Gehen als spirituelle Praxis Ein spirituelles Geschenkbuch, um Stress zu bewältigen und die Wahrnehmung zu schulen Das Labyrinth zählt zu den ältesten und zugleich geheimnisvollsten Sinnbildern, die die Menschheit geschaffen hat. Gegenwärtig erlebt das Labyrinth weltweit eine Renaissance. Immer mehr Menschen entdecken die mystische Labyrinth-Meditation, sehen das Labyrinth als Metapher für ihren Lebensweg, auf der Suche nach der 'Mitte'. Doch was ist eigentlich ein Labyrinth? Wie wird es definiert? Antworten darauf finden sich in diesem Geschenkband. Den eindrucksvollen Labyrinthfotos von Jürgen Hohmuth werden ausgewählte Texte gegenübergestellt, die die unterschiedlichen Aspekte des Phänomens Labyrinth beleuchten und zum Nachdenken, vor allem aber zum eigenen Beschreiten eines Labyrinths, anregen möchten.

Autorenportrait

Jürgen Hohmuth, geboren 1960, ist seit 1981 freiberuflich als Fotograf tätig. Seine Arbeiten umfassen die Themen Architektur, urbanes Leben sowie Theaterfotografie. Nach seinem Fotografiestudium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig (1986-1991), u. a. bei Arno Fischer, gründete er 1993 die Fotoagentur ZEITORT - Dokumentarfotografie. Veröffentlichungen zahlreicher Bildbände, u.a. mit Aufnahmen mit dem Fotoluftschiff. Richard Reschika, geb. 1962 in Kronstadt/Rumänien, studierte Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie.1990 Promotion zum Dr. phil. über die Spätlyrik Paul Celans. Richard Reschika arbeitet als freier Lektor, Autor und Übersetzer aus dem Rumänischen und Englischen. Publikationen u.a. über E.M. Cioran, Mircea Eliade und Friedrich Nietzsche.

Leseprobe

Meine erste Begegnung mit einem Labyrinth hatte ich im zarten Alter von sieben Jahren. Sie fand auf einem Jahrmarkt in Kronstadt, meinem Geburtsort am Rande der Karpaten, statt. Eine überaus intensive, geheimnisvolle Begegnung, die zu den Schlüsselerfahrungen meiner Kindheit gehört. Den Großvater am Eingang zurücklassend, betrat ich neugierig das Spiegelkabinett. Bereits nach den ersten Schritten wurde ich von zahllosen Bildern meiner selbst umzingelt. Von überall her blickte ich, ging ich mir entgegen. Und kam mir selbst abhanden. Aber nicht nur dies. Auch die eng verschlungenen Gänge waren unendliche Male ineinander verspiegelt. Dergestalt gaukelten sie mir Auswege vor, wo es gar keine gab. Kurzum: Ich war unversehens in eine mich komplett verwirrende Scheinwelt, in ein regelrechtes Gefängnis hineingeraten. Rasch verlor ich die Orientierung. Panik ergriff mich. Immer wieder stieß ich mit dem Kopf gegen Glaswände. Schließlich beschloss ich, meinen Augen nicht mehr zu trauen. Mich mit meinen Händen vorsichtig an den Spiegelwänden entlangtastend und aufgrund erster Erfolge ruhiger und besonnener werdend, gelang es mir nach ewig lang erscheinenden Minuten, ins tiefste Innere des Labyrinths hinein- und wieder aus ihm herauszufinden. Heute weiß ich es: Ich hatte das Labyrinth nicht nur in abstrakt-theoretischer Art und Weise, gleichsam aus der sicheren Distanz des unbeteiligten, 'wissenden' Betrachters heraus, sondern ganz existenziell, mit Leib und Seele erfahren. Jahre später fand ich bei dem Schweizer Anthropologen Johann Jakob Bachofen meine Erkenntnis bestätigt: 'Labyrinthe reizen zwar zum Hindurchgehen, aber meist nur, solange es ein übersichtliches Vergnügen ist.' Hans Blumenberg wiederum konstatiert in seinem philosophischen Werk Höhlenausgänge: 'Im Labyrinth nützt Licht nichts. Man braucht entweder den Plan des Daedalus oder den Faden der Ariadne. Auch geht die Bezwingung des Irrgangsgebäudes eher den Tastsinn als die Gesichtswahrnehmung an.'2 Und in der Fachliteratur über Labyrinthe las ich zudem, dass eine Labyrinthbegehung tatsächlich etwas mit der Überwindung der eigenen Ängste, mit dem Bestehen von Prüfungen, ja sogar mit regelrechten Initiationsriten ins Erwachsenenalter, mit Tod und Wiedergeburt zu tun haben kann. In unseren Tagen erlebt das Labyrinth weltweit eine Renaissance. Ohne Übertreibung kann man sogar sagen, dass wir uns 'im größten>Goldenen Zeit- alterIn jedem Fall haben wir es mit einem universellen Symbol, einem Archetypus zu tun. Mag man sich über dessen Bedeutung und ursprüngliche Funktion auch bis heute nicht ganz einig sein, die mystische Faszinationskraft, die von Labyrinthen ausgeht, bleibt ungebrochen. Welches Geheimnis verbirgt sich dahinter? Stand ein Tanz, bei dem sich die Tänzer in einem verwirrenden Hin- und Herpendeln um einen gedachten Mittelpunkt bewegen, Pate bei der Entstehung der ersten Labyrinthe? Spiegeln diese gar die Bahnen der Gestirne und Planeten ab, wie manche Forscher meinen? 'Das Labyrinth ist zugleich der Kosmos, die Welt, das Leben des Einzelnen, der Tempel, die Stadt, der Mensch, der Schoß - oder die Eingeweide - der Mutter (Erde), die Windungen des Hirns, das Bewusstsein, das Herz, die Pilgerfahrt, die Reise und der Weg', schreibt die englische Autorin Jill Purce in ihrem Buch The Mystic Spiral. Journey of the Soul4 von 1974. Und für Mircea Eliade, einen der bedeutendsten Religionshistoriker des vergangenen Jahrhunderts, schließt das Labyrinth vor allem die Idee der Verteidigung eines 'Zentrums' in sich, da nicht jeder in ein solches einzudringen oder heil daraus zurückzukehren vermochte: 'Das Eindringen hatte die Bedeutung einer Initiation. Das Labyrinth konnte eine Stadt, ein Grab oder ein Heiligtum verteidigen, aber jedenfalls verteidigte es einen magischreligiösen Raum, der von Unberufenen, Uneingeweihten unverletzt bleiben sollte. Die militärische Funktion des Labyrinths war nur eine Abwandlung seiner wesentlichen Funktion der Verteidigung gegen das>ÜbelZentrumSt