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Damals in Ostpreußen

Der Untergang einer deutschen Provinz

Erschienen am 30.08.2010
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783570551196
Sprache: Deutsch
Umfang: 256 S., 34 s/w Illustr., mit Abbildungen
Format (T/L/B): 2.3 x 20 x 12.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Verlorene Heimat Andreas Kossert erzählt die Geschichte dieses faszinierenden und widersprüchlichen Landes zwischen Weichsel und Memel, seiner Ursprünge und Mythen. Er beschreibt den Alltag in Königsberg, Tilsit und Marienburg und die dramatischen Ereignisse vom Vorabend des Zweiten Weltkriegs bis zur Flucht von über zwei Millionen Menschen zu Beginn des Jahres 1945.Der renommierte Osteuropakenner Andreas Kossert beschreibt das Leben, die Hoffnungen und Ängste der Menschen in Ostpreußen in den Jahren vor und während des Zweiten Weltkriegs. Wie wurde der Kriegsbeginn erlebt, wie das bedrohliche Heranrücken der Ostfront? Inwieweit war die Bevölkerung Spielball deutscher, sowjetischer, britischer und amerikanischer Politik? Wie kam es im Frühjahr 1945 innerhalb weniger Wochen zur dramatischen Flucht von etwa 2,5 Millionen Menschen in Richtung Westen? Und schließlich: Wie lebt die alte Heimat in der Erinnerung vieler Ostpreußen weiter? Indem Kossert die historischen Zusammenhänge erklärt und gleichzeitig die Menschen zu Wort kommen lässt, zeichnet er ein eindrucksvolles Bild dieser einst östlichsten Provinz des Deutschen Reichs und fragt, was davon in unserem Gedächtnis geblieben ist.Ein hoch emotionales Thema, von dem viele deutsche Familien betroffen sind. Ausstattung: mit Abbildungen

Autorenportrait

Andreas Kossert, geboren 1970, studierte Geschichte, Slawistik und Politik. Der promovierte Historiker arbeitete am Deutschen Historischen Institut in Warschau und lebt seit 2010 als Historiker und Autor in Berlin. Für seine Arbeit wurden ihm der Georg Dehio-Buchpreis 2008, der NDR Kultur Sachbuchpreis 2020 und der Preis für "Das politische Buch" 2021 der Friedrich-Ebert-Stiftung verliehen.

Leseprobe

Versunkenes Sehnsuchtsland Sommer 1944 lange Zeit schien Ostpreußen im Grauen des Zweiten Weltkriegs eine Insel der Seligen zu sein. Als die Ortsnamen in den Frontnachrichten zunehmend vertrauter klangen und weite Teile Deutschlands wie des übrigen Europa allmählich in Schutt und Asche versanken, suchten Ausgebombte aus Berlin, Hamburg und dem Ruhrgebiet in Ostpreußen Zuflucht. Hier, in der ländlichen Abgeschiedenheit des Ostens, weitab von der tödlichen Bedrohung aus der Luft, schienen sie sicher. Doch die Ruhe war trügerisch. Das Jahr 1944 brachte den Krieg auch nach Ostpreußen. Je lauter die nationalsozialistische Propaganda den 'Endsieg' ankündigte, desto deutlicher war der Geschützdonner zu vernehmen. Hans Graf Lehndorff hielt die besondere Stimmung des Sommers 1944 fest: Die Vorboten der Katastrophe machten sich bereits in den letzten Junitagen bemerkbar - leichte, kaum ins Bewußtsein dringende Stöße, die das sonnendurchglühte Land wie von fernem Erdbeben erzittern ließen. Und dann waren die Straßen auf einmal überfüllt mit Flüchtlingen aus Litauen, und herrenloses Vieh streifte quer durch die erntereifen Felder, dem gleichen unwiderstehlichen Drang nach Westen folgend. Noch war es schwer zu begreifen, was da geschah, und niemand durfte es wagen, seinen geheimen Befürchtungen offen Ausdruck zu geben. Aber als der Sommer ging und die Störche zum Abflug rüsteten, ließ sich das bessere Wissen von dem, was bevorstand, nicht länger verborgen halten. Überall in den Dörfern sah man Menschen stehen und zum Himmel starren, wo die großen vertrauten Vögel ihre Kreise zogen, so als sollte es diesmal der letzte Abschied sein. Und jeder mochte bei ihrem Anblick etwa das gleiche empfinden: 'Ja, ihr fliegt nun fort! Und wir? Was soll aus uns und unserem Land werden?'! Ostpreußen war die erste Provinz, in die feindliche Truppen eindrangen. Dem Schrecken, den Deutschland über ganz Europa gebracht hatte, folgte nun die Rache, und die traf Ostpreußen besonders hart. Mit dem Untergang und dem endgültigen Verlust der Provinz ging etwas Einzigartiges unwiederbringlich verloren. Ostpreußen, das für Jahrzehnte hinter dem Eisernen Vorhang verschwand, sollte nach 1945 für die Deutschen zu einem verwunschenen Sehnsuchtsland werden, dessen Hymne - das Ostpreußenlied - oft voller Wehmut erklang: Land der dunklen Wälder und kristallnen Seen, über weite Felder lichte Wunder gehn. Starke Bauern schreiten hinter Pferd und Pflug, über Ackerbreiten streicht der Vogelzug. Und die Meere rauschen den Choral der Zeit, Elche stehn und lauschen in die Ewigkeit. Tag ist aufgegangen über Haff und Moor, Licht hat angefangen, steigt im Ost empor. Ostpreußen ist für Millionen Deutsche Heimat oder Land ihrer Vorfahren, für andere eine unvergleichlich schöne Landschaft mit einer einzigartigen Natur. Das versunkene Sehnsuchtsland übt eine große Faszination aus, kaum jemand vermag sich seiner Magie zu entziehen. Ausdruck dafür ist nicht zuletzt das enorme mediale Interesse. Seit der politischen Wende in Ostmitteleuropa hat es Filme und Dokumentationen zuhauf gegeben, die alle eines gemeinsam haben: Sie beeindrucken durch stille, unaufgeregte Sequenzen und sind untermalt von ruhiger Musik. Es scheint, als werde hier ein Nerv getroffen, als wecke die Landschaft Ostpreußen mit ihrem hohen Wolkenhimmel, den endlosen schattenspendenden Alleen, den hügeligen Feldern, Masurens Seen und der Küste der Kurischen Nehrung eine Sehnsucht in uns. In unserer als hektisch empfundenen Welt strahlt Ostpreußen nostalgische Naturromantik aus. Gerade um die Weihnachtszeit häufen sich in den öffentlich-rechtlichen Sendern die Beiträge, die sich mit Ostpreußen beschäftigen: 'Weihnachten in Ostpreußen', 'Winter in Masuren', 'Reise durch Ostpreußen'. Ein Blick in die deutschen Buchhandlungen bestätigt, daß Bücher von Marion Gräfin Dönhoff, Klaus Bednarz, Arno Surminski, Siegfried Lenz, Hans Hellmut Kirst und Hans Graf Lehndorff sich großer Nachfrage erfreuen. Aber auch Nicht-Ostpr

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