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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783570010037
Sprache: Deutsch
Umfang: 320 S.
Format (T/L/B): 3 x 22 x 14 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Ein göttlich-erotisches Lesevergnügen Es ist wirklich nicht einfach, unsterblich zu sein. Die griechischen Götter haben es im 21. Jahrhundert besonders schwer, denn niemand glaubt mehr an sie. Selbst die eigene Familie hat keinen Respekt mehr, man wohnt im Norden Londons unter einem Dach: Artemis, Göttin der Jagd, führt die Hunde der Nachbarschaft aus, Aphrodite, Göttin der Liebe, bietet Telefonsex an, und Apollo, der Sonnengott, moderiert eine miese Fernsehshow - da kann die Ewigkeit schon lang werden. Doch dann stellt Artemis eine Putzfrau an . Marie Phillips holt Zeus und Co. in unsere heutige Welt, zeigt genial deren verlottertes Liebesleben und das Chaos, das sich auftut, wenn sich Apollo in eine Sterbliche verliebt. Ein fulminantes, originelles, urkomisches Debüt.

Autorenportrait

Marie Phillips, geboren 1976 in London, studierte Archäologie in Cambridge. Sie arbeitete für die BBC und als Buchhändlerin. Mit 27 Jahren fing die engagierte Agnostikerin mit dem Schreiben an. "Götter ohne Manieren" ist ihr erster Roman, der bereits in 22 Länder verkauft wurde. Der Hollywood-Schauspieler Ben Stiller sicherte sich die Filmrechte an dem Buch. Sie lebt als freie Schriftstellerin in London.

Leseprobe

Als Artemis morgens die Hunde spazieren führte, sah sie einen Baum, wo eigentlich kein Baum sein sollte. Er stand allein in einer wenig einsehbaren Senke. Für das ungeübte Auge, den zufälligen Spaziergänger, sah er wahrscheinlich wie ein ganz normaler Baum aus. Doch Artemis' Auge war alles andere als ungeübt, und sie ging jeden Tag durch diesen Teil von Hampstead Heath. Dieser Baum war völlig neu: Gestern hatte er noch nicht da gestanden. Und Artemis erkannte auf den ersten Blick, dass er eine gänzlich neue Spezies war, eine Eukalyptusart, die es gestern noch nicht gegeben hatte. Es war ein Baum, den es eigentlich überhaupt nicht geben sollte. Artemis ging, die Köter hinter sich herziehend, zum Baum hinüber. Sie berührte seine Rinde und spürte seinen Atem. Sie legte das Ohr an den Stamm und lauschte seinem Herzschlag. Dann sah sie sich um. Gut: es war noch früh und niemand in Hörweite. Sie ermahnte sich, den Baum nicht zu beschimpfen, schließlich traf den Baum keine Schuld, und dann sprach sie ihn an. »Hallo«, sagte sie. Langes Schweigen. »Hallo«, sagte Artemis noch einmal. »Sprechen Sie mit mir?«, fragte der Baum. Er hatte einen leichten australischen Akzent. »Ja«, entgegnete Artemis. »Ich bin Artemis.« Sollte der Baum irgendeine Erkenntnis daraus gewonnen haben, so zeigte er es nicht. »Ich bin die Göttin der Jagd und der Keuschheit.« Wieder Schweigen. Schließlich sagte der Baum: »Ich bin Kate. Ich arbeite bei Goldman Sachs, Abteilung Fusionen und Akquisition.« »Wissen Sie, was mit Ihnen geschehen ist, Kate?«, fragte Artemis. Längeres Schweigen. Gerade als Artemis ihre Frage wiederholen wollte, antwortete der Baum: »Ich glaube, ich habe mich in einen Baum verwandelt.« »Ja«, sagte Artemis. »So ist es.« »Gott sei Dank«, sagte der Baum. »Ich dachte schon, ich würde verrückt.« Dann schien er über seine Worte nachzusinnen. »Eigentlich glaube ich, ich bin schon verrückt.« Dann, mit etwas Hoffnung in der Stimme: »Sind Sie sicher, dass ich nicht verrückt bin?« »Ja, ganz sicher«, erwiderte Artemis. »Sie sind ein Baum. Ein Eukalyptus. Eine Unterart des Malle-Eukalyptus. Mit gesprenkelten Blättern.« »Oh«, sagte der Baum. »Tut mir leid«, sagte Artemis. »Aber mit gesprenkelten Blättern?« »Ja«, sagte Artemis. »Grün-gelb.« Der Baum schien erfreut. »Zumindest dafür muss man dankbar sein«, sagte er. »Genau die richtige Einstellung«, versicherte ihm Artemis. »Also Sie sind«, sagte der Baum, nunmehr eher im Plauderton, »die Göttin der Jagd und der Keuschheit?« »Ja«, bestätigte Artemis. »Und des Mondes und verschiedener anderer Dinge. Artemis.« Sie sprach ihren Namen mit ein wenig Nachdruck aus. Noch immer verletzte es sie, wenn Sterbliche ihn nicht kannten. »Ich wusste gar nicht, dass es eine Göttin der Jagd und der Keuschheit und des Mondes gibt«, gestand der Baum. »Ich dachte, es gäbe nur den einen Gott. Für alles. Oder, um ehrlich zu sein, ich dachte, es gäbe gar keinen Gott. Nichts für ungut.« »Macht nichts«, entgegnete Artemis. Ungläubige waren ihr immer noch lieber als Häretiker. »Allerdings muss ich sagen, wie eine Göttin sehen Sie nicht aus«, fügte der Baum an. »Und wie genau sieht eine Göttin aus?«, fragte Artemis mit leichter Schärfe in der Stimme. »Weiß nicht«, sagte der Baum ein bisschen verunsichert. »Sollten Sie nicht eine Toga oder so was Ähnliches tragen? Oder einen Lorbeerkranz?« »Sie meinen, keinen Trainingsanzug«, sagte Artemis. »Ganz genau«, gab der Baum zu. »Die Zeiten ändern sich«, sagte Artemis. »Sie sehen auch nicht aus wie jemand, der bei Goldman Sachs, Abteilung Fusionen und Akquisition, arbeitet.« An ihrer Stimme war zu erkennen, dass hiermit das Thema Kleidung für sie beendet war. »Ich komme immer noch nicht darüber hinweg, dass Sie eine Göttin sind«, sagte der Baum nach einem weiteren kurzem Schweigen. »Boah. Gestern hätte ich es noch nicht geglaubt. Heute.« Der Baum zuckte kaum merklich, so dass seine Blätter raschelten. Dann schien er einen Moment lang nachzudenken. »Heißt das also Leseprobe

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