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Der atlantische Graben

Amerika und Europa auf getrennten Wegen

Erschienen am 10.09.2004
17,90 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783552053212
Sprache: Deutsch
Umfang: 208 S.
Format (T/L/B): 2 x 21 x 13.4 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Es wird nichts mehr so wie es war: Amerika und Europa gehen in Zukunft getrennte Wege. Nicht erst seit dem Krieg im Irak. Was bedeutet dieser Bruch, der umso erstaunlicher ist angesichts des gerade erst mit vereinten Kräften errungenen Sieges im Kalten Krieg sowie der gemeinsamen Bedrohung durch den internationalen Terrorismus? Matthias Rüb, politischer Korrespondent der F.A.Z. in Washington, analysiert in seinem Buch die unterschiedliche Auslegung des "Zeitalters der Extreme" auf beiden Seiten des Atlantiks. Kein "Kampf der Zivilisationen", aber dennoch ein Wettbewerb der Visionen mit ungewissem Ausgang.

Autorenportrait

Matthias Rüb, geboren 1962 in Zavelstein bei Calw. Ab 1989 Redakteur im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, von 1994 bis 2002 deren Korrespondent für Mittel- und Südosteuropa, seither für Nordamerika. Bei Zsolnay erschienen: Balkan Transit. Das Erbe Jugoslawiens (1998), Der atlantische Graben. Europa und Amerika auf getrennten Wegen (2004) und Gott regiert Amerika. Religion und Politik in den USA (2008).

Leseprobe

Dieses Buch versucht eine Bestandsaufnahme der gegenwärtigen Befindlichkeiten der voneinander entfremdeten Partner des Kalten Krieges. Wie sehen Amerikaner und Europäer auf sich selbst? Wie sehen sie auf die Verbündeten auf der anderen Seite des Atlantiks? Was fürchten sie, und wofür sind sie bereit zu kämpfen? Welche Aufgabe glauben sie namens der eigenen und der Menschheitsgeschichte im 21.Jahrhundert erfüllen zu müssen? Woran glauben sie? Glauben sie überhaupt an etwas, gar an Gott? Wie blicken sie auf ihr Gemeinwesen, auf ihre Nation? Wollen und werden sie wachsen, an Einwohnern und an Einkommen? Wie versuchen sie ihren Wohlstand zu wahren und zu mehren in einer globalisierten Weltwirtschaft? Natürlich ist es eine grobe Vereinfachung und Übertreibung, von »Amerika« und »Europa« zu sprechen und sie als politisch-ökonomisch-kulturelle Entitäten einander gegenüberzustellen. Die USA sind so vielfältig und dezentralisiert, daß es immer wieder ein Wunder ist, zu welchen kollektiven Kraftakten und patriotischen Einheitsmanifestationen diese »Quatschbude« der ewigen Individualisten in der Lage ist. Die zusammenwachsende und erweiterte EU ihrerseits ist so disparat, daß man Polen und Portugal, Estland und Griechenland nur unter einen Hut mit extrabreiter Krempe bringen kann. Jedes Argument und jedes Vorurteil, das in Europa über Amerika erdacht wird, gehört in der öffentlichen Debatte in den USA längst zum Inventar. Jeder Versuch, die EU mit ihren 25 Mitgliedern als politisches Subjekt mit einer konsistenten außenpolitischen Strategie zu beschreiben, scheitert an der schieren Vielfältigkeit und Disparität der Union. Schließlich ist es eine knifflige Frage, welcher Seite des Atlantiks man Großbritannien zuschlagen soll: dem angelsächsischen Abkömmling in der Neuen Welt oder den kontinentaleuropäischen Verwandten in der Alten? Und dennoch oder vielleicht gerade deshalb geht aus dem Tableau mit den groben Pinselstrichen mehr hervor als aus der mikroskopisch genauen Darstellung. Jede Beschreibung des atlantischen Zwists muß mit dem Irak-Krieg beginnen. Er ist die Sollbruchstelle, an dem instabile oder »unnatürliche« Bündnisse zerfallen. Im ersten Kapitel werden die grassierenden antiamerikanischen Ressentiments in Europa beschrieben, die sich als Anti-Bushismus tarnen: Gegen Amerika und die Amerikaner haben wir ja nichts, aber der Einmarsch der »Bush-Krieger« - so ein längst kanonischer Titel des Spiegel vom Februar 2002 - im Irak ist eine völkerrechtswidrige, von vornherein zum Scheitern verurteilte Aggression, für welche die USA noch teuer bezahlen werden. Die Gegnerschaft zum Irak-Krieg wurde von der Mehrheit der Bevölkerung in fast allen Staaten Europas getragen - auch und gerade jenen, deren Regierungen sich der »Koalition der Willigen« angeschlossen hatten. Der britische Dramatiker Harold Pinter rief bei einer Antikriegsdemonstration am 15. Februar 2003 im Londoner Hyde Park: »Die Vereinigten Staaten sind ein außer Kontrolle geratenes Monster. Wenn wir ihnen nicht mit absoluter Entschlossenheit entgegentreten, wird die amerikanische Barbarei die Welt zerstören. Das Land wird von einer Bande krimineller Irrsinniger regiert, und Tony Blair ist ihr gedungener christlicher Raubmörder. Der geplante Angriff gegen den Irak ist ein Akt des vorsätzlichen Massenmordes.« Die Voraussagen selbsternannter Nahost-Fachleute über die voraussichtlichen katastrophalen Folgen einer Invasion im Irak für die Menschen im Zweistromland sowie für die gesamte Region werden dem tatsächlichen Kriegsverlauf gegenübergestellt. Hinter den völkerrechtlich verbräm Leseprobe