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Roman

Erschienen am 03.03.2008
7,95 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783453524132
Sprache: Deutsch
Umfang: 318 S.
Format (T/L/B): 2.2 x 18.5 x 12 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

"Doctorows Qualität liegt in seinem Ideenreichtum." KulturSpiegel "Während andere SF-Autoren noch immer Kampfroboter durchs All marschieren lassen, hat Doctorow erkannt, dass die Zukunft bereits angefangen hat." Der Tagesspiegel "Das Genre hat einen neuen Kultautor: Cory Doctorow. Er schreibt die Science Fiction für eine Welt, die sich selbst mehr und mehr in eine Science-Fiction-Welt verwandelt." ARTE - Metropolis

Autorenportrait

Cory Doctorow ist Schriftsteller, Journalist, Internet-Aktivist. Er wurde 1971 in Toronto geboren und lebt heute im weltweiten Netz.

Leseprobe

Ich hatte einmal einen Tai-Chi-Lehrer, der mir den Unterschied zwischen chinesischer und westlicher Medizin so erklärte: 'Die westliche Medizin basiert auf Leichen, auf Dingen, die man entdeckt, wenn man tote Körper aufschneidet und zerlegt. Dagegen beruht die chinesische Medizin auf lebenden Körpern, auf Dingen, die man an vitalen, aktiven Menschen beobachten kann.' Wie jede gute Werbung ist diese Erklärung plakativ und übertrieben, außerdem auch nicht sonderlich genau, aber sie bleibt hängen. Bleibt so hängen wie die eingängige Melodie eines Top-40-Songs, die einem in den Mittagsstunden, wenn die Welt aufgrund des eigenen Schlafmangels eine täuschend hyperreale Klarheit annimmt, durch den Kopf geistert. So wie jetzt, wo ich in Unterwäsche auf dem Dach einer Nervenheilanstalt am Arsch der Welt, jenseits der Route 128 hocke. Von der Dauerbaustelle Boston so weit entfernt, dass von hier aus bloß eine Staubwolke zu sehen ist, als wäre eine Büffelherde über die Prärie getrampelt. So wie jetzt, wo ich mit einem Bleistift in der Nase dasitze, über eigenhändig durchgeführte Lobotomien nachdenke und mich frage, ob es nicht nett wäre, einen solchen Eingriff in meinem Schädel vorzunehmen. Tief Luft holen. Der Unterschied zwischen chinesischer Medizin und westlicher Medizin besteht darin, dass die eine seziert und die andere das lebende Objekt beobachtet. Der Unterschied zwischen dem Lesen einer Geschichte und ihrer Analyse besteht darin, dass man in einem Fall in die Geschichte eintaucht und sie durchlebt, während man sie im anderen Fall in sich abtötet, um sich die Innereien anzuschauen. Wie in der Schule! Im Englischunterricht sezierten wir die Geschichten, in die ich mich zu flüchten pflegte, öffneten ihre Bäuche, kennzeichneten ihre inneren Organe, waren so höflich, ihre Genitalien mit sterilen Tüchern zu verhüllen, machten uns pflichtbewusst jede Menge Notizen, die erklärten, um was es in der Geschichte ging, aber nie, was die Geschichte eigentlich ausmachte. Dabei sind Geschichten geistige Verführer, Viren, die sich am kritischen Immunsystem des Lesers vorbei schleichen und seine Emotionen unmittelbar beeinflussen. Wenn man sie tötet und seziert, wirken sie so jämmerlich nackt wie ein Nachtclub bei Tageslicht. Das Thema. Der erste Schritt beim Sezieren einer Geschichte läuft schon auf literarische Euthanasie hinaus: 'Was ist das Thema dieser Geschichte?' Am besten, ich würge meine Geschichte schon ab, ehe ich mit dem Erzählen beginne, denn dann kann ich sie sezieren und begreifen. Das Thema dieser Geschichte lautet: 'Was wären Sie lieber: klug oder glücklich?' Auch diese Geschichte ist ein geistiger Verführer, denn sie stellt einen Menschen in den Mittelpunkt, der die Klugheit dem Glück vorzieht. Es sei denn, ich versetze dem Bleistift in meiner Nase einen Stoß: Dann ist es eine Geschichte über jemanden, dem Glück und Unglück mehr bedeuten als Klugheit. Es ist ein moralisches Lehrstück, und gleich wird der wichtigste Protagonist die Bühne betreten. Da er lediglich als Projektionsfläche für das Thema dient, habe ich ihn nur grob skizziert. Hier ist er also. Art Berry war zum Streiten geboren. Es gibt geborene Mörder. Zum Töten erzogen, haben sie Gerissenheit und Schnelligkeit schon mit der Muttermilch eingesaugt. Gnadenlos und unaufhaltsam gehen sie ihren Weg - Stoff für Legenden. Natürlich gibt es auch geborene Ballerinen, süße Mädchen, deren Eltern sie drillen und Härten unterwerfen, die genauso schlimm sind wie das Gift und die Stolperdrähte, mit denen die künftigen Mörder aufwachsen. Andere Kinder sind wie geschaffen dafür, später als Ärzte oder Juristen zu praktizieren oder ihrem Land zu dienen und in der edlen Tradition ihrer Ahnen den Heldentod zu sterben. Außerdem gibt es diejenigen, die dazu geboren sind, später einmal auf der Bühne zu stehen, bei Pferderennen den Rasen zu durchpflügen oder auf den Pisten qualmende Gummispuren zu hinterlassen. Arts früheste Erinnerung: ein Traum. Er sitzt im Wartezimmer einer de Leseprobe

Schlagzeile

Nach „Backup“ der neue Cyberthriller von Cory Doctorow

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