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Die dunkle Armee

Die Kinder von Estorea 3 - Roman

Erschienen am 06.10.2008
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783453524033
Sprache: Deutsch
Umfang: 463 S.
Format (T/L/B): 3.4 x 20.6 x 13.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Mit ihnen kam die Magie in die Welt - vier Kinder, die über die unglaubliche Macht der Elemente verfügen. Damals entbrannte ein erbitterter Kampf. Nur dem Schutz der Heerführerin Herine Del Aglios verdankten sie ihr Leben. Seither sind zehn Jahre vergangen, doch noch immer schweben sie in großer Gefahr, denn eine unheimliche Armee formiert sich an den Grenzen Estoreas . Die atemberaubende Fortsetzung von "Das verlorene Reich" und "Der magische Bann".

Leseprobe

859. Zyklus Gottes, 15. Tag des Dusasab Es war das zweite Mal, dass er Icenga sterben sah. Beim ersten Mal war es ein Sturz gewesen. Durch sein Spähglas hatte Harban weit unten den zerschmetterten Körper und den Blutfleck im Schnee betrachtet. Dies war eine ungewöhnliche Todesart für einen Karku. Doch als Harban den Abstieg beendet hatte, war der Leichnam verschwunden gewesen, und er hatte eine tiefe Freude empfunden. Kein Tier hatte Icenga geholt. Keine Schleifspuren weit und breit, sondern nur eine Reihe von Fußabdrücken, die sich zwischen den Felsen verloren hatten. Neue Hoffnung war in ihm erwacht. Gleich darauf aber hatte er sich überlegt, dass dies eigentlich unmöglich war. So einen Sturz hatte Icenga nicht überleben können. Darauf hatte ihn wieder die Angst gepackt, und schließlich hatte er zwischen den umliegenden Bergen das Glitzern eines Spähglases entdeckt, das jemand auf ihn gerichtet hatte. Dort waren auch Kies und Geröll heruntergerutscht. Dann hatte er das Scharren von Schuhen auf Eis vernommen und Icenga bemerkt, der sich ihm genähert hatte. Wie immer war der Alte trittsicher gegangen, hatte aber alle paar Schritte taumelnd innegehalten, als würden Schmerzen durch seinen Kopf schießen. Dabei hatte er die Orientierung verloren und die Hände an die Schläfen gepresst. Harban hatte stumm zugeschaut und weder helfen noch fliehen können. Icenga war offensichtlich auch nicht von selbst abgestürzt. Dicht über dem Herzen steckte der abgebrochene Schaft eines Pfeils in seinen Rippen. Schließlich brach Icenga in Harbans Armen zusammen, und sie sanken auf den gefrorenen Boden. Harban strich über die Haare des Mannes, der nun endgültig sein Leben aushauchte. Als er Icengas verwirrten Blick einfing, verwandelte sich Harbans Furcht in Mitleid. Flüsternd suchte er den Alten zu trösten, aber keines seiner Worte schien ihm wirklich angemessen. Er war nicht einmal sicher, ob Icenga ihn überhaupt noch verstehen konnte. Schließlich entspannte sich Icengas Miene, und der Alte sprach noch einige Worte, getragen vom stinkenden Hauch des Todes. »Du weißt, was das bedeutet«, sagte er mit trockener, rasselnder Stimme. »Wir wissen es alle.« Undeutlich hörte Harban Hufschläge auf Stein und Eis. Die Furcht vertiefte sich, sein Atem ging schneller. Dennoch blieb er hocken und hielt Icenga in seinen Armen, bis er alle Gebete gesprochen hatte und sein Körper vor Kälte taub war. Erst dann setzten seine Gedanken wieder ein, und Harban schaute sich um. Der aus Marmor gemeißelte Gedenkstein für die Toten der Konkordanz im Gemetzel vor zehn Jahren stand rissig und von Ranken überwuchert vor ihm. Einst war es ein prächtiger Obelisk mit der stolzen Büste von Jorganesh, dem gefallenen General gewesen. Doch zwischen den Ranken konnte man gekritzelte tsardonische Schmähungen und Drohungen für den Fall erkennen, dass sich die Konkordanz jemals wieder hier blicken ließe. Außerdem war der Stein mit längst getrocknetem Ziegenblut beschmiert, und die steinerne Nase des Generals war abgeschlagen. Die tiefe Kälte des Dusas ließ nicht nach. Ein Sturm, der Eisregen brachte, heulte durch die Lubjekschlucht und raschelte im Efeu auf dem Gedenkstein. Nichts sonst war noch da, das an die schlimmste Niederlage der Konkordanz im Krieg gegen Tsard erinnert hätte. Keine Knochen waren übrig geblieben, im Laub waren keine Steine von Onagern mehr verborgen. Nicht einmal eine Pfeilspitze war noch zu entdecken. Die verarmte Bevölkerung im Süden von Atreska hatte längst alles Brauchbare geborgen. Harban hatte die unmittelbaren Folgen der Schlacht gesehen, die Bilder suchten immer noch seine Träume heim, und immer noch schloss er die Toten in seine Gebete an das Herz des Berges ein. Dies war kein Ort, den irgendein Karku, Harban eingeschlossen, gern aufsuchte. Auch wenn die versengten Bäume nachgewachsen waren und Blumen den Boden bedeckten, sobald der Genastro die Erde wärmte, diese Schlucht war für immer besudelt. Harban war im Norden von Kark an der Grenze zu At Leseprobe
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