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Gott schütze Amerika

Roman

Erschienen am 06.07.2009
7,95 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783453406551
Sprache: Deutsch
Umfang: 303 S.
Format (T/L/B): 2.3 x 18.8 x 11.8 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

»Eine dreckige, obszöne, wunderbar durchgeknallte Groteske.« Spiegel online "Unglaublich skurril, lesenswert und jederzeit für einen Lacher gut. Ein Krimi für Fortgeschrittene." Buchkultur "Die perfekte Lektüre für den leicht sadistischen Strandtag." Entertainment Weekly

Autorenportrait

Warren Ellis ist einer der produktivsten, meist gelesenen und innigst geliebten Comicautoren weltweit, sowie Urheber beliebter Serien wie Transmetropolitan und The Authority. Er gewann zahlreiche Preise und wurde für viele weitere nominiert. Ellis hat über 50 Graphic novels, Fernsehdrehbücher und Videospiele geschrieben, außerdem die Romane Gott schütze Amerika und Gun Machine. Mit seiner Frau Niki und der gemeinsamen Tochter Lilith lebt er in Südengland. Er schläft nie.

Leseprobe

Ich schlug die Augen auf und sah, wie die Ratte in meinen Kaffeebecher pisste. Ein riesengroßes braunes Mistvieh mit dem Körper einer Kackwurst auf Beinen und schwarz glänzenden Augen, aus denen geheimes Rattenwissen sprach. Mit einem hochnäsigen Schnaufen stürzte sie sich vom Tisch auf den Boden und tippelte wieder zurück zu dem Wandloch, in dem sie die letzten drei Monate gesessen und Pläne ausgeheckt hatte, um mich nach Strich und Faden zu verarschen. Ich hatte versucht, ein Brett über die Lücke in der Holzverkleidung zu nageln, aber sie fraß sich durch und kotzte die feuchten Holzspäne in meine Schuhe. Ich versetzte Köder mit Rattengift und legte sie aus, aber irgendwie wurde sie durch das Gift zur Superratte. Einmal zog ich ihr den Kolben meiner Knarre über, aber sie stand wieder auf und kackte auf mein Telefon. Ich rollte auf meinem Bürostuhl vorwärts. Der Gestank der dampfenden, gärenden Rattenpisse in meinem Becher versetzte mich schlagartig in einen unerwünschten Wachzustand, dabei hätte ich denselben Effekt viel lieber durch Kaffeetrinken erreicht. Ich löste meinen Rücken vom verschwitzten Kunstleder des Stuhls, zwang mich in eine aufrechte Position und stakste steifbeinig in das an mein Büro angrenzende Badezimmer. Ich wusste, dass eines Tages jemand unangemeldet ins Büro platzen und den hinter einer weit geöffneten Klotür pinkelnden Privatdetektiv vorfinden würde. Es hatte Zeiten gegeben, in denen ich mir wegen solcher Dinge Sorgen machte. Das musste gewesen sein, bevor das Büro mein einziges Zuhause geworden war. Mein Anzug und mein Hemd lagen in einem Haufen auf dem Plastikstuhl, den ich sonst meinen Kunden anbot. Damals, als ich noch professioneller Säufer war, hatte ich ihn aus einem 24-Stunden-Imbiss um die Ecke vom Union Square geklaut. Ich nahm das Hemd und schnupperte versuchsweise daran. Mir schien, als wäre es noch einen weiteren Tag brauchbar, bevor es in die Wäsche musste - obwohl mir der quälende Gedanke keine Ruhe ließ, dass es in Wirklichkeit vielleicht erbärmlich stank und mein Geruchssinn längst im Eimer war. Ich hob den Ärmel und untersuchte die Achseln. Leicht gelblich. Andererseits galt das auch für alles andere im Büro. Und mit dem Jackett darüber würde es sowieso niemand sehen. Ich tastete das Jackett nach Zigaretten ab, fand eine und ging zurück zu meinem Stuhl. Mit der Handkante wischte ich den Nikotindreck vom Fenster hinter dem Stuhl und blickte auf das kurzes Stück der Manhattaner Straße hinunter, das ich von hier erkennen konnte. Die Stadtteilsanierung hatte wenige Häuser westlich von mir haltgemacht. Die Grenze war deutlich erkennbar. Auf der anderen Seite biafrische Küche, Wohneinheiten mit quietschsauberen Sicherheitsfenstern aus Plastik, Frauen, die Imogen oder Saffron hießen, Männer mit Namen wie Josh und Morgan. Auf meiner Seite Crackhuren, ausgebrannte Autos, Schusslöcher in den Türrahmen und Männer namens Arschloch. Es ist schon fast Ehrensache, ein Crackhaus in der Nähe zu haben, so als würde man in einem Viertel vor der Zeit von Rudy Giuliani wohnen, in einem Teil des alten New York. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befand sich das alte Gebäude, gegen das die Polizei vor fünf Jahren mit Panzern vorging, um die Hausbesetzer zu vertreiben. In den Medien kam nie etwas über die Typen im Crackhaus die Straße weiter runter, die sich aus den Fenstern hängten, den Schorf von den Gesichtern kratzten und auf die Köpfe der Gaffer rieseln ließen, die der Polizei zujubelten, weil die die Hausbesetzerärsche aus dem Viertel jagten. Sie glauben, die Panzer wären gegen das Crackhaus gerollt? Einen Teufel haben sie getan. Damals war ich noch neu hier. Noch ganz kribbelig vor Aufregung, als Privatdetektiv in der großen Stadt anzufangen. Ich war fünfundzwanzig Jahre alt und bildete mir noch schwer was darauf ein, seit meinem zwanzigsten Lebensjahr in der Hauptfiliale von Pinkerton in Chicago als Wunderkind gegolten zu haben. Aber jetzt wollte ich es im Alleingang versuchen, etwas Eigen Leseprobe
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