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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783446203471
Sprache: Deutsch
Umfang: 104 S.
Format (T/L/B): 1.5 x 19.2 x 12 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Auf einem einsamen Bauernhof üben drei Männer grausame Rache. Sie töten einen Mann, wie nebenbei erwischt es auch den kleinen Sohn, nur die Tochter überlebt in einem Versteck. Zwar wird sie dort vom jüngsten Killer entdeckt, doch der verrät sie nicht. Jahrzehnte später treffen sich die Frau und der ehemalige Killer wieder und setzen die Vergangenheit zusammen: eine Geschichte aus Tod, Rache, Vergeltung und ungelebtem Leben. So lange, bis sich beide fragen: Was bleibt noch zu tun?

Autorenportrait

Alessandro Baricco, 1958 in Turin geboren, studierte Philosophie und Musikwissenschaft. Er ist Mitherausgeber verschiedener Literaturzeitschriften und von La Repubblica. 1994 gründete Baricco zusammen mit Freunden die Scuola Holden, eine Privatuniversität, an der er kreatives Schreiben unterrichtet. Neben seinen Romanen hat Baricco zahlreiche Essays, Erzählungen und Theaterstücke verfasst. Er wurde mit dem Premio Campiello, dem Premio Viareggio und dem Prix Médicis Étranger ausgezeichnet. Sein Werk erscheint in zahlreichen Sprachen. Der Roman Novecento wurde 1999 unter dem Titel Die Legende vom Ozeanpianisten von Giuseppe Tornatore, Seide 2007 von François Girard verfilmt. Bei Hanser erschienen zuletzt Diese Geschichte (Roman, 2008), Land aus Glas (Neuausgabe 2009), Seide (Roman, 2011) und So sprach Achill. Die Ilias nacherzählt von Alessandro Baricco (2011).

Leseprobe

Der alte Bauernhof Mato Rujo lag dunkel in der Landschaft, hob sich schwarz ab vor dem Licht des Abends. Der einzige Fleck auf dem verlassenen Profil der Ebene. Die vier Männer kamen in einem alten Mercedes. Die Straße war holprig und ausgetrocknet &8211; eine armselige Landstraße. Aus dem Bauernhaus sah Manuel Roca die Männer kommen. Er trat an das Fenster. Erst sah er die Staubsäule über dem Mais aufsteigen. Dann hörte er das Geräusch des Motors. In dieser Gegend hatte keiner mehr ein Auto. Manuel Roca wußte das. Der Mercedes tauchte in der Ferne auf und verschwand wieder hinter einer Reihe von Eichen. Dann sah Manuel Roca nicht mehr hin. Er ging zurück zum Tisch und strich seiner Tochter über den Kopf. Steh auf, sagte er zu ihr. Er nahm einen Schlüssel aus der Tasche, legte ihn auf den Tisch und nickte seinem Sohn zu. Sofort, sagte der Sohn. Sie waren Kinder, zwei Kinder. An der Kreuzung am Bach bog der Mercedes nicht in die Straße zum Bauernhof ein, sondern fuhr Richtung Alvarez, als wollte er sich entfernen. Die vier Männer schwiegen. Der Mann am Steuer trug eine Art Uniform. Der, der vorne neben ihm saß, trug einen cremefarbenen Anzug. Frisch gebügelt. Er rauchte eine französische Zigarette. Fahr langsamer, sagte er.

Manuel Roca hörte, daß sich das Motorengeräusch in Richtung Alvarez entfernte. Wen wollen sie damit zum Narren halten? dachte er. Er sah seinen Sohn ins Zimmer zurückkommen, mit einem Gewehr in der Hand und einem anderen unter dem Arm. Leg sie dorthin, sagte er. Dann wandte er sich seiner Tochter zu. Komm, Nina. Hab keine Angst. Komm her.

Der elegant gekleidete Mann drückte die Zigarette auf dem Armaturenbrett des Mercedes aus, dann ließ er den, der fuhr, anhalten. Hier ist gut, sagte er. Und stell diesen Krach ab. Das Geräusch der Handbremse ertönte, wie eine Kette, die in einen Brunnen fällt. Dann nichts mehr. Die Landschaft schien von einer unheilbaren Stille verschluckt. Wir wären besser gleich zu ihm gefahren, sagte einer der beiden, die hinten saßen. Jetzt hat er genügend Zeit abzuhauen, sagte er. In der Hand hielt er eine Pistole. Er war noch ein Junge. Sie nannten ihn Tito. Er haut nicht ab, sagte der elegant gekleidete Mann. Davon hat er die Schnauze voll. Gehen wir.

Manuel Roca schob die mit Obst gefüllten Körbe beiseite, bückte sich, öffnete eine versteckte Falltür und warf einen Blick hinunter. Es war kaum mehr als eine große, in die Erde gegrabene Mulde. Es sah aus wie die Höhle eines Tiers. 'Hör zu, Nina. Gleich kommen Leute, und ich möchte nicht, daß sie dich sehen. Du mußt dich hier drin verstecken, am besten versteckst du dich hier und wartest, bis sie wieder weg sind. Hast du mich verstanden?' 'Ja.' 'Du mußt nur hier unten bleiben und ganz leise sein.' '...' 'Was auch geschieht, du darfst nicht herauskommen und dich nicht rühren, du mußt leise sein und warten.' '...' 'Alles wird gut.' 'Ja.' 'Hör zu. Vielleicht muß ich mit diesen Herren fortgehen. Du kommst nicht eher raus, bis dein Bruder dich holt, verstanden? Oder bis du hörst, daß niemand mehr da ist und alles vorbei ist.' 'Ja.' 'Du mußt warten, bis niemand mehr da ist.' '...' 'Keine Angst, Nina, dir kann nichts passieren. In Ordnung?' 'Ja.' 'Gib mir einen Kuß.' Das Mädchen berührte mit den Lippen die Stirn ihres Vaters. Der Vater fuhr ihr mit der Hand durch das Haar. 'Alles wird gut, Nina.' Dann stand er da, als müßte er noch etwas sagen oder tun. 'Das habe ich nicht gewollt.' Sagte er. 'Denk immer daran, daß ich das nicht gewollt habe.' Das Mädchen suchte in den Augen des Vaters instinktiv etwas, das ihr helfen würde zu verstehen. Sie sah nichts. Der Vater beugte sich zu ihr hinunter und küßte sie auf die Lippen. 'Komm, Nina. Jetzt klettere hi ... Leseprobe

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